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»Denkmal des unbekannten Angestellten« (Edition) Zeppelin Universität | Friedrichshafen | Erscheinungstermin: 01.12.2014

Lange vor den heute vorherrschenden Managementstrukturen existierte so etwas wie eine lebendige Angestelltenkultur.

 

Doch wie sieht es heute nach dem Untergang dieses traditionsreichen Kulturbereiches aus? Der Angestellte von heute arbeitet mit Zielvereinbarungen, er muss unentwegt zeigen, dass seine Arbeit wichtig ist. Kluge Köpfe überprüfen nicht, wie viel seine Arbeit wert ist, sondern wie viel seine Arbeit kostet und ob sie nicht neu organisiert oder eingespart werden kann. Gesteuert wird diese Welt von einer Software namens »Office«, die filigrane Tabellen und bunte Kuchendiagramme erstellt, Sitzungen organisiert oder verschiebt und Ergebnisse auf Beamern präsentiert. Aus Angst vor einer Versetzung in die Abteilung Büromittelbeschaffung spricht intern schon lange niemand mehr von »Angestelltenkultur«.

 

Das »Denkmal des unbekannten Angestellten« wurde 2013 für eine Bildungsinstitution entworfen, die ohne Angestellte keine Bildung generieren könnte. Die quadratische Karte (150 x 150 mm), für eine Versandaktion der Zeppelin Universität entwickelt, zeigt auf zwei unterschiedlich farbigen Seiten den Entwurf eines Denkmals, das ausschließlich aus Büromaterialien konzipiert wurde. Während die elfenbeinfarbene Seite eine farbige Abbildung des Entwurfes präsentiert, wurde auf der blauen Seite das Motiv durch einen hochwertigen Prägedruck mit Kupferfolie verfremdet. Der Künstlername und Titel des skulpturalen Entwurfs sind unterhalb der kupferfarbenen Abbildung auf der Karte eingeprägt. In der rechten oberen Ecke der blauen Seite befindet sich der Schriftzug der Bildungsinstitution. Versendet wurde die Karte in bedruckten Umschlägen aus braunem Recyclingmaterial. Der institutionelle Text auf dem Umschlag nimmt dabei direkt Bezug auf den künstlerischen Entwurf der Karte.

 

Die aufwändig hergestellte Karte singt zum einen das hohe Lob auf den unbekannten Angestellten, gleichzeitig stellt sie seine aktuelle Rolle im komplexen Beziehungsfeld der zeitgenössischen Arbeits- und Unternehmenskultur in Frage. So könnte es sich bei dem skulpturalen Entwurf auch um das Ergebnis eines Angestellten im Kampf gegen Langeweile und Monotonie im Arbeitsprozess handeln. Oder um die Aktion einer humoristischen bürointernen Widerstandsbewegung, die im grauen Büroalltag durch Zweckentfremdung Sinnstiftung betreibt. Nicht zuletzt stellt der Entwurf die Frage, ob heutige Unternehmensphilosophien den heroischen Angestellten überhaupt noch kennen.

 

Ulrike Shepherd | Kuratorin | artsprogram Zeppelin Universität | Friedrichshafen

 

»Denkmal des unbekannten Angestellten« (Edition) Zeppelin Universität | Friedrichshafen
Erscheinungstermin: 01.12.2014

 

Layout: © Philipp N. Hertel (2014)
Text: © Ulrike Shepherd (2014)
Fotografie: © Christof Salzmann (2014)

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