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»Artist / Archivist / Activist – Principle of Collection and Circulation« | Fuzzy Space | 05.08.2016 – 04.09.2016

»Do we agree, that the activist paradigm in our culture has been gradually replaced by the archivist one?« (1)

 

Die (schelmische) Frage macht deutlich, dass archivarische Praxen das aktivistische Feld seit Jahren aufmischen. Auch in der Kunst haben sich dokumentarische und archivarische Konzepte inzwischen fest im Ausstellungskontext etabliert. Es geht jedoch nicht um einen Wettstreit der Konzepte – gerade in der künstlerischen Praxis wird deutlich, dass sich archivarische und aktivistische Ideen bei der Etablierung alternativer Formen des politischen Widerstands produktiv ergänzen. Insbesondere unter dem Eindruck der zunehmenden Prekarisierung ganzer sozialer Schichten und Milieus gilt es, verstärkt nach gemeinsamen Verfahren von künstlerisch-archivarischer Praxis und politisch-künstlerischem Aktivismus zu fragen. Mehr noch: Gesucht ist das Zusammenspiel von gesellschaftlichen und künstlerischen Arbeitsweisen, die zur Eröffnung neuer Handlungs-(spiel)-räume führen, um neue politische Handlungsstrategien gemeinschaftlich erproben zu können.

 

Ausgehend von einem konkreten Raum – einem Arbeitszimmer –, das in der Ausstellung quasi als Readymade fungiert, untersuchen weitere Werke die Wechselbeziehung zwischen archivarischer und aktivistischer Praxis sowie ihre jeweilige Verortung im Kanon aktueller Gesellschaftstheorien. Dabei werden aktuelle Positionen der Architektur-, Bild- und Literaturtheorie mit Erkenntnissen sozialer Handlungstheorien verknüpft. Die Spannbreite reicht von der Beschreibung hybrider Erscheinungen des inneren wie äußeren Hyperaktivismus, über die Darstellung interpersoneller und/oder intertextueller Schreibmodi bis zur Analyse von Bartleby’s Strategie der sanften Verweigerung. (2)

 

Nicht zuletzt wird auch das perfide Wechselspiel zwischen Arbeit und Entfremdung, das im Zentrum eines längst allgemein durchgesetzten Prinzips des unablässigen Selbstmanagements steht, einer kritischen Betrachtung unterzogen; so beweist die Ausstellung, dass auch ohne das Prinzip des unablässigen Selbstmanagements eine (kritische) Ausstellung über das Prinzip des unablässigen Selbstmanagements möglich ist.

 

  1. Sladen, Mark: Kill or cure: from activism to archivism. ArtReview. 12.2014
  2. Melville, Herman: Bartleby the Scrivener. Putnam’s Monthly Magazine. 1853

 

Christof Salzmann | Herausgeber Fuzzy Space | 2016

 

»Artist / Archivist / Activist | Principle of Collection and Circulation« | NEW School of Frankfurt | Martin Binder | Fuzzy Space | 05.08. – 04.09.2016

 

Fotografien: © Christof Salzmann (2016)
Text: © Christof Salzmann (2016)

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