Amerika hat gewählt:
konservativ statt liberal, uni- statt multipolare globale Strukturen, diskriminierenden Populismus statt traditionellen politischen Elitismus. Prinzipiell ist das Ringen zweier widersprechender politischer Perspektiven Teil der politischen Meinungsbildung und Grundlage des demokratischen Prozesses. Beunruhigend wirkte jedoch schon im Vorfeld der Wahl, dass demokratische Prinzipien in der politischen Auseinandersetzung gezielt von den Vertreter des traditionellen US-amerikanischen Parteiendualismus aufgegeben wurden. Zunehmend gründeten sich im Verlauf des Wahlkampfes politische Rhetoriken nicht mehr auf Fakten, sondern dienten der emotionalen Manipulation von Wählergruppen.
Mit Hilfe der Schlagworte »postfaktisch«, »post-truth politics«, »Postpolitik« oder »Postdemokratie« versuchen Kommentatoren, diese Entwicklung strukturell und historisch zu verorten. Dabei handelt es sich weder um ein neues Phänomen, noch um eine singuläre Strategie. Auch lässt sich der Kampf um Anerkennung und Repräsentation mit Hilfe ideologischer Strategien nicht auf die politische Sphäre beschränken. Nicht zuletzt finden sich auch in der Geschichte der nordamerikanischen Kunst ausreichend Beispiele, die das unbedingte Hegemoniestreben einzelner Kunstrichtungen im ästhetischen Diskurs veranschaulichen.
Die Ausstellung »Amerika« präsentiert zwei klassische nordamerikanische Kunstrichtungen: Auf engstem Raum stehen Werke in der Tradition des Abstrakten Expressionismus künstlerischen Arbeiten gegenüber, die auf die minimalistische Ära verweisen. Häufig wird die unerbittliche Konkurrenz und Abgrenzung beider zeitlich eng verwobener Kunstrichtungen betont. In der aktuellen Gegenüberstellung steht nun die gegenseitige Einflussnahme und Wechselwirkung der unterschiedlichen Kunstrichtungen im Fokus. Mit Hilfe analytischer künstlerischer Verfahren und dekonstruierender Methoden werden die jeweiligen Werke in der Ausstellung auf ihre sozialen Ursprünge und ästhetischen Grundlagen untersucht sowie auf ihre jeweilige gesellschaftliche Dimension befragt.
Christof Salzmann | Herausgeber Fuzzy Space | 2017
»Amerika« | Fuzzy Space | 16.12.2016 – 29.01.2017
Fotografien: © Christof Salzmann (2017)
Text: © Christof Salzmann (2017)
29. Januar 2017